Das Hörbuch der sexualisierten Gewalt

Das Hörbuch thematisiert sexualisierte Gewalt und könnte deshalb verstörend wirken. Hör es dir an, wenn du dich bereit dazu fühlst. Vielleicht sprichst du anschließend mit Freund*innen darüber.

Im Sommer 2021 veröffentlichte unsere Band Blond den Song mit dem Titel „Du und Ich“. In diesem Song haben wir uns mit dem Thema sexualisierte Gewalt auseinandergesetzt. Wir wollten dieses Thema auch noch über andere Aktionen sichtbar machen. In Zusammenarbeit mit dem KOSMOS Chemnitz und dem als Beratungsstelle für Betroffene sexualisierter Gewalt im Raum Chemnitz/Erzgebirge arbeitenden Verein Wildwasser e.V. entstand die „Hütte der sexualisierten Gewalt“.
In der im Stile eines Gartenhäuschens aufgebauten „Hütte der sexualisierten Gewalt“ wurde eine Ausstellung präsentiert, in der 69 anonymisierte Erfahrungsberichte von Betroffenen zu lesen waren. Das Häuschen stand gut sichtbar an zentraler Stelle in der Chemnitzer Innenstadt und später auf dem Reeperbahn Festival 2021.

Das Problem sexualisierter Gewalt existiert mitten in unserer Gesellschaft. Alle sollten sich damit beschäftigen, denn es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das viel zu oft mit einem Achselzucken akzeptiert wird, weil man ständig und überall damit konfrontiert wird. Es gehört aber nicht zum normalen Leben, dass man im Club an den Hintern gefasst und auf dem Nachhauseweg verfolgt wird, einem in der Straßenbahn Kussgeräusche aufgenötigt werden oder Autos im Vorbeifahren hupen. Es gehört nicht zum normalen Leben, dass man selbst in Beziehungen bedrängt wird und am Ende ein „Nein“ nicht reicht.

Die Hütte ist mittlerweile abgebaut, das Problem besteht aber weiter. Deshalb haben wir das Hörbuch der sexualisierten Gewalt entwickelt.
In den folgenden Kapiteln hörst du diese 69 anonymisierten Erfahrungsberichte. Sie wurden von Menschen, die uns bei diesem Projekt unterstützt haben, eingesprochen.

„Ich weiß gar nicht, ob das so richtig zum Thema passt.“ So beginnen viele der Erfahrungsberichte, enden dann aber mit Aussagen über offensichtliche Fällen sexualisierter Gewalt. Betroffene misstrauen oft ihrer eigenen Wahrnehmung und suchen die Schuld bei sich selbst. Sie fragen sich, ob sie vielleicht die falsche Kleidung getragen haben oder zu nett gewesen sind. Wir lernen von klein auf, wie wir uns zu verhalten haben: „Meide dunkle Straßen.“ „Geh nicht allein raus.“ „Zieh nicht so einen kurzen Rock an.“ Als ob unser Verhalten schuld daran ist, und nicht das der Täter*innen.
Betroffenen fällt es deshalb schwer, sich anderen Menschen anzuvertrauen und Hilfe zu suchen. Wir müssen anfangen, Betroffenen zu glauben. Wir müssen anfangen, unser eigenes Verhalten und das unseres Umfeldes zu reflektieren. Wir alle kennen Betroffene, aber keiner kennt Täter*innen. Das kann nicht stimmen.
Wenn wir den Kumpel, der Mädchen an den Hintern fasst, nicht kritisieren; wenn wir unseren Freund, der im Club Frauen belästigt, mit den Worten „Der ist gerade betrunken.“ verteidigen; wenn wir Betroffenen mit den Sätzen „Jetzt hab dich doch nicht so. War sicher nur nett gemeint.“ begegnen, immer dann sind wir Teil des Problems. Mit Wegschauen, Weghören, mit Entschuldigungen relativieren wir die Tatsachen.
Die meisten denken bei sexualisierter Gewalt an einen nachts aus dem Gebüsch springenden fremden Mann. Das Problem begegnet uns aber vor allem am helllichten Tage. Der häufigste Tatort sind die eigenen vier Wände.

Alle Einnahmen, die durch das Hörbuch generiert werden, spenden wir an den Wildwasser e.V.

Volle Solidarität mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt.

Wenn du von sexualisierter Gewalt betroffen bist, findest du hier Hilfe:

Hilfetelefon - Gewalt gegen Frauen

08000 116 016

Hilfsangebote - Gewalt gegen Frauen
www.frauen-gegen-gewalt.de



Hilfstelefon sexueller Gewalt

0800 22 55 530
www.hilfe-portal-missbrauch.de/hilfe-telefon

Hilfeportal sexueller Missbrauch
www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite

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